Currywurst mit Pommes – pfui. Obst und Gemüse – hui. Oder liegt die Sache doch komplizierter? Fernsehkoch Tim Mälzer spürte in seinem "Lebensmittel-Check" der Frage nach, welche Lebensmittel gesund sind, und machte so mit einigen Mythen und Halbwahrheiten Schluss.

Mehr zum Thema Gesellschaft & Psychologie

Gesundheit wird als ein Zustand körperlichen und/oder geistigen Wohlergehens definiert. Obst, was ja gemeinhin als "gesundes" Nahrungsmittel gilt, kann also gar nicht gesund sein, es sei denn der Apfel oder die Banane befänden sich in einem solchen Zustand des körperlichen oder geistigen Wohlergehens.

Was erst einmal wie sprachliche Haarspalterei klingt, führt bei genauerer Betrachtung dazu, dass man sich tatsächlich einmal damit auseinandersetzen muss, was das denn genau sein soll, gesundes Essen?

Gemeint, das dürfte nach dem Blick auf die allgemeine Definition klar sein, können also nur Nahrungsmittel sein, deren Genuss zu ebenjenem Wohlergehen führt.

Die Mär von Ei und Cholesterin

Doch genau hier beginnt die eigentliche Verwirrung, denn welche Lebensmittel das sein sollen, dazu gibt es unzählige Mythen, Empfehlungen und Halbwahrheiten.

Fernsehkoch Tim Mälzer hat sich am Montagabend im dritten Teil seines "Lebensmittel-Checks" genau diesen scheinbar sicheren Erkenntnissen gewidmet und gefragt: Was ist gesund?

Da diese Frage natürlich nicht so einfach zu beantworten ist, zerschneidet Autorin Maren Winter die Frage in kleinere Häppchen und schickt Mälzer auf die Reise.

Die führt den Koch vor allem in die Welt der Ernährungswissenschaft, denn ob ein Nahrungsmittel als gesund oder gesundheitsfördernd zu bewerten ist, lässt sich, so der Ansatz, am besten anhand der Inhaltsstoffe und deren nachgewiesener Wirkung beurteilen.

Dass aber bei der Wissenschaft gerade in Bezug auf Ernährungsempfehlungen selbst der Hase im Pfeffer liegt, erfährt Mälzer an seiner ersten Station, der Uni Hamburg.

Dort klärt ihn Wissenschaftlerin Ingrid Mühlhauser über Ernährungsstudien auf. Fazit: Es kommt bei Ernährungsempfehlungen auf die Qualität der Studien an.

Außerdem sind nicht wenige besonders populäre Ernährungsempfehlungen falsch, wie zum Beispiel der Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Eiern und Cholesterin. Der Rat von Expertin Mühlhauser: "Man kann so viele Eier essen wie man möchte."

Tim Mälzer: "Superfood ist superblöd"

Und so fällt bei jedem weiteren Besuch, den Mälzer einem Vertreter der Wissenschaft oder des Verbraucherschutzes abstattet, ein Ernährungsmythos nach dem nächsten: Vollkornbrot? Nicht besser als Weißbrot. Je mehr Vitamine desto besser? Unsinn. Margarine gesünder als Butter? Quatsch.

Glutenunverträglichkeit? Betrifft gerade einmal ein Prozent der Deutschen. Stattdessen, so die aktuelle Vermutung, liegen die Gründe für Blähungen und änliches eher bei der Verarbeitung als beim Weizen selbst. Entscheidend sei hier die Zeit, in der der Teig ruhen kann und diese Zeit ist bei industriellem Backwerk eben kürzer.

Ausführlich beschäftigt sich Mälzer mit sogenanntem Superfood, also Lebensmitteln wie Chia-Samen, Weizengras oder Goji-Beeren, denen besonders gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben werden.

Das vernichtende Urteil von Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg über Superfood: "Ist am Schreibtisch von der Marketingabteilung erfunden worden."

Tim Mälzer findet noch einfachere Worte: "Superfood finde ich superblöd". Stattdessen empfiehlt der Koch heimische Alternativen. Die seien nicht nur zum Teil wesentlich vitamin- oder nährstoffreicher, sondern auch billiger.

Warnung vor "blindem Vertrauen" in Lebensmittelindustrie

Am Ende von Tim Mälzers Reise durch die Welt der gesunden Ernährung ist klar: Vieles, was man für gesunde Ernährung hielt, speist sich aus längst widerlegten Studien, nie hinterfragten Mythen oder Marketing-Ideen der Hersteller oder Händler.

Oder wie es Wissenschaftlerin Ingrid Mühlhauser formulierte: "Blindes Vertrauen ist im wirtschaftsorientierten System nicht gut."

Nicht gut, aber auch nicht wirklich schlimm, war gestern Abend auch, dass vieles von dem, was Mälzer bei seiner Recherche zu Tage förderte, nicht unbedingt neu war. Wer sich ein bisschen mit Ernährung beschäftigt, dem dürfte gestern Abend einiges bekannt vorgekommen sein.

Auch das unausgesprochene Fazit des Films fällt am Ende etwas dürftig aus: Alles halb so wild, im Grunde soll sich jeder so ernähren, wie er sich wohlfühlt.

Angesichts der im Durchschnitt zunehmenden Leibesfülle der Deutschen mag man sich aber nicht vorstellen, dass es so einfach ist.

Hier hätten es ein paar mehr Informationen über Kalorienanzahl und Energiedichte sein dürfen.

Aber vielleicht hat Mälzer hier einfach noch Platz gelassen für den nächsten Gang. Am 8. Januar kommt der Koch nämlich mit dem vierten Teil seines "Lebensmittel-Checks" zurück und fragt dann: "Was macht wirklich schlank?"

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.