Im Polo-Sport gehört Argentinien zur Spitze. Dort will eine Firma jetzt in Sachen Zucht neue Wege gehen. Sie will die Super-Pferde "produzieren" – mithilfe von Gentechnik…

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Wer züchtet, weiß: Nicht nur die Vorfahren spielen eine Rolle. Auch der richtige Mix macht es. Und immer gehört auch eine Portion Glück dazu. Doch darauf will sich eine Firma in Argentinien jetzt nicht mehr verlassen. Wissenschaftler des argentinischen Biotech-Unternehmens "Kheiron" haben die weltweit ersten gentechnisch veränderten Pferde mit einer Technik namens Crispr-Cas9 hergestellt. Die Pferde wurden im vergangenen Oktober und November geboren.

"Wir entwerfen ihr Genom, bevor sie geboren werden", sagt Gabriel Vichera, Mitbegründer und wissenschaftlicher Direktor von "Kheiron". "Wir tun dies, indem wir die sogenannten genetischen Scherentechniken verwenden, bei denen es sich um molekulare Werkzeuge handelt, die es uns ermöglichen, in jede Region des Genoms vorzudringen, einen präzisen Schnitt vorzunehmen und eine Veränderung in diesem Genom vorzunehmen."

Gentechnik: Fohlen einer preisgekrönten Stute

Die Fohlen sind eine gentechnisch veränderte Version von Polo Pureza, einer preisgekrönte Polo-Stute. Sie wurde in die Hall of Fame der argentinischen Vereinigung der Polopferdezüchter aufgenommen. Die Wissenschaftler nahmen Gene von Polo Pureza als genetische Basis für die fünf Pferde und bearbeiteten die Gene, um die Sprintfähigkeit zu erhöhen, während die anderen Qualitäten des Championpferdes erhalten blieben.

"Es gibt bestimmte Muskelfasern, die den Fohlen zum Beispiel eine schnellere Kontraktion verleihen. Dadurch haben sie eine explosive Sprintfähigkeit", so Vichera. Ziel sei diese Gene "auf präzise Weise in eine einzige Generation einzubauen".

"Wir sind nur schneller als die Natur"

Die Pferde sollen dabei den geltenden argentinischen Vorschriften entsprechen und nicht als genetisches Doping oder gentechnisch veränderte Organismen gelten. "Wir erfinden nichts Künstliches, sondern wir nehmen diese natürliche Abfolge und führen sie in ein anderes natürliches Pferd ein, was die Natur tut, aber wir machen es schneller und gezielter", so Vichera. Diese Technik ermöglicht es Wissenschaftlern, das Genom jedes Pferdes anzupassen. Vichera zufolge, arbeote "Kheiron" auch daran, Schweine so zu modifizieren, dass ihre Organe für Transplantationen auf Menschen kompatibel sind.

Dazu will das Unternehmen auch gentechnisch veränderte Pferde für den Springsport und Pferderennen züchten. Die bereits "gezüchteten" Fohlen werden aktuell engmaschig untersucht, so die Firma zur "Times".

Argentinien zählt zu Polo-Spitze.
Argentinien zählt zu Polo-Spitze. © Foto: unsplash.com/Paul Chambers (Symbolfoto)

Was heißt Gentechnik überhaupt?

Das niedersächsische Umweltministerium informiert: "(…) Mit Hilfe der Gentechnik ein gezielter Eingriff in die Erbinformation eines Organismus möglich." Als Gentechnik werden demnach alle Techniken bezeichnet, mit denen DNA "neu kombiniert und auf andere Organismen übertragen werden kann".

Klon-Pferde sind bereits erlaubt

In Sachen Technik und Zucht ist mittlerweile einiges erlaubt. So sind bereits Klonpferde im Polo-Sport im Einsatz. Das erste kam 2003 in Italien zur Welt, auch in den USA, Großbritannien und Südkorea ist das Klonen erlaubt. Selbst ein Przewalski-Pferd wurde geklont: Hengst Kurt soll jetzt für frischen Nachwuchs sorgen. Und auch China setzt auf Klon-Pferde.

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Die FEI erlaubt zwar seit 2012 die Teilnahme von Klonpferden und deren Nachkommen. Doch sogenannte Gen-Therapie, Gen-Doping, "Gene Editing" und "Genome Editing" werden offiziell auf die Liste der verbotenen Substanzen gesetzt, heißt es in einer Mitteilung. Die Änderung tritt am 1. April 2025 in Kraft.  © Pferde.de