Dass Pferde die Angst bei Menschen riechen können, das haben Forscher bereits bewiesen. Doch wie ist es umgekehrt? Können auch wir Menschen Angst bei Pferden riechen? Das wollten polnische Forscher wissen…

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Reagieren Pferde auf Glücks- und Angstgerüche? Diese Frage wollte die Wissenschaftlerin Agnieszka Sabiniewicza mit ihren Mitarbeitern des Instituts für Psychologie der Universität Warschau klären. Die Antwort: Ja. "Glücklicher" Geruch schien sie zu beruhigen. Dabei stellten die Forscher auch fest: Rochen die Pferde Angst, neigten sie dazu, die ihnen bekannte Person häufiger und länger zu berühren.

Doch wie ist es umgekehrt? "Bisher wurde der Geruchskommunikation von Emotionen zwischen Arten wenig Aufmerksamkeit geschenkt", so Sabiniewicza. "Und: Es gibt keine Studien, die untersucht haben, ob Menschen in der Lage sind, die Emotionen von Tieren anhand des Körpergeruchs zu erkennen." Genau dieser Frage ging sie mit ihrem Team nach.

Vollblüter als "Testpferde"

Für die Studie nahmen die Forscher 16 zweijährige Vollblüter, darunter elf Hengste und fünf Stuten. Im ersten Schritt wurden Stücke aus nahezu geruchlosem Vliesmaterial (30 mal 50 Zentimeter) unter neue Schabracken gelegt. Anschließend nahmen die Pferde an einem 20-minütigen Renntraining teil. "Da es sich um eines ihrer ersten Trainings handelte, gingen wir davon aus, dass die Pferde aufgrund des Stresses, der mit dem Tragen eines Reiters und der Teilnahme an einem Rennen verbunden ist, Angst haben könnten", so Sabiniewicza. "Es ist allgemein bekannt, dass diese Ereignisse für unerfahrene Pferde besonders belastend sind."

Sowohl die Ohrenstellung, die Kopfhaltung als auch die Körperspannung der Pferde während dieses Trainings bestätigten die Erwartungen der Forscher. Unmittelbar nach dem Training wurden die Vliesstücke entnommen und in luftdicht verschlossene Beutel gelegt.

Menschen können Angst der Pferde riechen.
Menschen können Angst der Pferde riechen. © Foto: pixabay.com/Pezibaer (Symbolfoto)

Angst der Pferde riecht intensiver

Im zweiten Schritt wurden die Pferde mit neuen Vliesstücken in den gleichen Abmessungen sowie neuen Schabracken ausgerüstet. Dann wurden sie zu einer Führmaschine gebracht, wo sie die nächsten 30 Minuten Schritt gingen und sich nach der Anstrengung des Rennens entspannten. Danach wurden auch diese Vliesstücke entnommen und luftdicht verpackt.

Zum Schluss wurde das Vlies zerkleinert und in Glasbehältern luftdicht verpackt. Danach rochen insgesamt 73 Testpersonen an den beiden Proben. Sie sollten sie dabei der Angst und der Entspannung zuordnen. Das Ergebnis: Knapp 66 Prozent konnten den "Angstgeruch" korrekt erkennen. Dazu vergleichen die Forscher, welcher Geruch als intensiver empfunden wurde. "Wir fanden heraus, dass der Angstgeruch von 64 Prozent als intensiver wahrgenommen wurde", so die Forscher.

Ist es Angst – oder der Schweiß?

Fazit der Forscher: "Wir stellten fest, dass die Menschen richtig zuordnen konnten, ob die Pferdegeruchsproben in einer Angst- beziehungsweise Entspannungssituation gesammelt wurden." Trotzdem sind die Forscher vorsichtig: "Eine offene Frage bleibt nämlich, ob Menschen einfach zwischen wenig und viel Schweiß und zwischen hoher und niedriger Intensität unterscheiden. Oder ob sie in der Lage sind, Angst- und Angstgefühle von Pferden zu erkennen."

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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die vorliegenden Ergebnisse darauf hinweisen, dass der Geruchssinn zur Erkennung von Pferdegefühlen durch Menschen beitragen könnte. Diese Ergebnisse sollten jedoch angesichts der Einschränkungen der Studie mit Vorsicht betrachtet und nur als explorativ für zukünftige Studien betrachtet werden, so das Team.  © Pferde.de