Ein wichtiger Abnehmer hat ein Verbot für Schweinefleischimporte aus Deutschland ausgesprochen. Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Forscher sind bei der Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche einen Schritt weiter. Sie konnten den spezifischen Virustyp bestimmen. Eine Impfung ist möglich.
Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in einer Büffelherde in Brandenburg hat das südkoreanische Landwirtschaftsministerium sämtliche Schweinefleischimporte aus Deutschland verboten. Wie das Ministerium in einer Stellungnahme am Samstagabend mitteilte, sei die Regelung ab sofort gültig.
Zudem werde man MKS-Virustests an sämtlichen deutschen Schweinefleischprodukten durchführen, die seit dem 27. Dezember nach Südkorea geliefert wurden. Derzeit stehe für rund 360 Tonnen deutsches Schweinefleisch eine Quarantäneuntersuchung bevor.
Südkorea gilt traditionell als wesentlicher Absatzmarkt für deutsches Schweinefleisch im asiatischen Raum. Noch im Jahr 2019 führe die Republik Korea aus Deutschland rund 106.000 Tonnen Schweinefleisch ein, ehe die Importe im folgenden Jahr wegen eines Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest bis Frühjahr 2023 gestoppt wurden. Seither haben sich die Schweinefleischverkäufe nach Südkorea erst langsam wieder erholt.
Deutschland verkaufte nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung im vergangenen Jahr insgesamt rund 2,3 Millionen Tonnen Schweinefleisch ins Ausland. Der Großteil der Fleischexporte geht in europäische Länder. Beim Schweinefleisch ist Italien der größte Abnehmer vor Polen und den Niederlanden.
Gute Nachricht: MKS-Virustyp identifiziert
Nach dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche gibt es Klarheit über die Variante des Erregers. Ein passender Impfstoff kann innerhalb weniger Tage hergestellt werden, teilte das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) am Samstagabend mit.
Bei einem infizierten Wasserbüffel stellten die Experten den MKS-Virus vom Serotyp O fest. Nah verwandte Viren kommen im Nahen Osten und in Asien vor, wie das Forschungsinstitut erläuterte.
"Das ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die Tierseuche", sagte Bundesagrarminister
"Für diese Viren geeignete Impfstoffe sind in der MKS-Antigenbank Deutschland vorhanden", hieß es weiter. Sie sei eigens für Fälle wie den aktuellen Ausbruch eingerichtet. Die Antigenbank könne nach Aktivierung durch die Bundesländer benötigte Impfstoffe innerhalb weniger Tage herstellen.
Neben der Produktion des Impfstoffes sei derzeit entscheidend, alle Klauentiere in der Umgebung der betroffenen Tierhaltung zu untersuchen, um die tatsächliche Ausbreitung des Geschehens zu kennen. "Hiervon hängen die gegebenenfalls noch zu treffenden Maßnahmen ab und auch, ob und wie ein Impfstoff zum Einsatz kommt."
MKS-Virus bei Tieren am Rande Berlins entdeckt worden
Das MKS-Virus war in Proben von Wasserbüffeln aus dem brandenburgischen Ort Hönow nicht weit von der Berliner Stadtgrenze nachgewiesen worden. Experten des FLI gehen aufgrund von Wundmerkmalen der Tiere davon aus, dass die Infektion und damit die Einschleppung in den Bestand schon länger zurückliegt, wie eine Sprecherin des Landkreises Märkisch-Oderland sagte. Der genaue Zeitpunkt lasse sich bisher nicht benennen.
Drei Tiere der Herde waren zum Zeitpunkt des Nachweises bereits verendet, weitere elf wurden getötet – infiziert waren dem Vize-Landrat in Märkisch-Oderland, Friedmann Hanke (CDU), zufolge wahrscheinlich alle Tiere. In nahe liegenden Beständen wurden vorsorglich Dutzende Schweine und Ziegen sowie einige Rinder getötet.
Bei der Maul- und Klauenseuche muss der Impfstoff laut FLI genau auf den richtigen Serotyp – also Varianten des Erregers – abgestimmt sein, weil er sonst nicht schützt. Es gebe sieben Serotypen des Virus, die wiederum in Untertypen unterteilt seien.
Bundesagrarminister Özdemir sagte, es sei gut, dass die Brandenburger und Berliner Behörden schnell reagierten, um eine Ausbreitung zu verhindern. "Ziel muss weiter sein, die Maul- und Klauenseuche schnell einzudämmen und die Folgen für Tiere sowie Schäden für unsere Land- und Lebensmittelwirtschaft so gering wie irgend möglich zu halten."
Landwirte in Sorge
In der Landwirtschaft ist die Sorge vor der Maul- und Klauenseuche groß, zumal viele Betriebe bereits durch andere kursierende Krankheiten wie Blauzungenkrankheit, Afrikanische Schweinepest oder Vogelgrippe belastet sind. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) reagierte mit der Einberufung eines Zentralen Krisenstabs auf die MKS-Nachweise und will Anfang der Woche mit Vertretern der Agrarbranche sprechen.
"Es ist eine Seuche, die hochinfektiös ist und einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden verursachen kann innerhalb von Deutschland", sagte Mittelstädt. 2001 zum Beispiel hatte es einen verheerenden Seuchenzug in Großbritannien mit Folgeausbrüchen in anderen europäischen Ländern gegeben, Millionen Tiere wurden getötet, der wirtschaftliche Schaden war immens.
Um solche Ausmaße zu verhindern, ist neben den Schutzmaßnahmen wichtig, zu klären, wie das Virus auf die Weide in Brandenburg gelangen konnte. Die Behörden in Brandenburg erwarten bis Anfang der Woche erste Hinweise von Experten des FLI darauf, in welchen Regionen der Welt die bei den Büffeln nachgewiesene Virusvariante vorkommt.
Maul- und Klauenseuche in Wasserbüffel-Herde ausgebrochen
In der Türkei, im Nahen Osten und in Afrika, in vielen Ländern Asiens sowie in Teilen Südamerikas gibt es nach wie vor regelmäßig MKS-Fälle. Die letzten Infektionen in Deutschland traten 1988 in Niedersachsen auf. In Europa wurde der letzte Ausbruch 2011 aus Bulgarien gemeldet.
Vize-Landrat Hanke sagte, der betroffene Landwirt unterhalte einen Biobetrieb, habe sein Futter abgedeckt und sich sehr umsichtig um seine Tiere gekümmert. Amtstierarzt Ralph Bötticher aus dem Kreis Märkisch-Oderland erklärte, der Landwirt habe keine Futtermittel von außerhalb gekauft, sondern selbst Heu geerntet. Eine Einschleppung des MKS-Virus sei etwa über Urlauber und mitgebrachte Nahrungsmittel möglich, wenn Lebensmittelreste einfach in den Wald oder auf Wiesen geworfen würden. Als ein möglicher Eintragweg gilt auch, dass Wildtiere wie Wildschweine das Virus zu den Weidetieren brachten. (dpa/bearbeitet von the und tas)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.