Klare Sicht und ein freier Blick über die Landschaft? Dann lohnt ein Blick in den Abendhimmel. Seit Samstag ist der Komet Tsuchinshan-Atlas in Deutschland mit bloßem Auge erkennbar.
Am Wochenende und zu Wochenbeginn lohnt sich bei freier Sicht bis zum Horizont ein Blick in den Abendhimmel: Dort gibt es das seltene Schauspiel eines mit langem Schweif vorbeiziehenden Kometen. Sein Name ist Tsuchinshan-Atlas.
Am Freitag (11. Oktober) galt der Komet noch als ein Fall für Profis. Der Himmel sei noch zu hell, sagt Carolin Liefke vom Haus der Astronomie in Heidelberg. Der Komet sah in der Freitagsdämmerung knapp über dem Horizont noch winzig aus - wie ein dunstiger Stern mit einem kleinen Schweif - und ging unter, während die Dämmerung noch andauert.
Was ist ein Komet?
- Ein Komet ist ein kleiner Himmelskörper, der sich auf einer elliptischen Bahn um die Sonne bewegt und hauptsächlich aus Eis, Staub und Gestein besteht. Oft werden solche Himmelskörper darum "schmutzige Schneebälle" genannt. Sie entstehen in den kalten äußeren Regionen des Sonnensystems.
Wann stehen die Chancen gut, den Kometen zu sehen?
Anfang der Woche wird Tsuchinshan-Atlas wohl am besten zu sehen sein - wenn das Wetter mitspielt. Danach wird er rasch immer lichtschwächer, da er sich von Sonne und Erde entfernt. Zudem stört das Licht des zunehmenden Mondes: Am Donnerstag (17. Oktober) ist Vollmond - der größte und hellste des Jahres.
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Um den 20. Oktober öffnet sich zwischen Dämmerung und Mondaufgang ein Fenster echter Dunkelheit, zumindest weit entfernt vom Lichterglanz der Städte. Allerdings wird der Komet, der zu diesem Zeitpunkt hoch am Himmel steht, dann bereits stark verblasst und geschrumpft sein.
"Die Sichtbarkeit mit dem freien Auge endet um den 25. Oktober herum, für Geübte unter einem dunklen Himmel vielleicht noch ein paar Tage später", schätzt Pilz. Eine Karte des Vereins verdeutlicht, wo am Himmel der Komet jeweils zu entdecken ist.
Wie entdecke ich den Kometen?
Helfen kann dabei ein Fernglas. Wenn die Dämmerung in die Nacht übergeht, bleibt der Komet mit seinem langen Schweif noch sichtbar. "In der Astronomie gilt, je weniger Licht, desto besser", sagt Frank Lungenstraß von der Sternwarte Galileum Solingen. Das viele Licht der Stadt macht es also schwieriger, den Kometen zu sehen, als es in eher dunkleren Landstrichen der Fall ist.
Experten empfehlen, sich nach Sonnenuntergang einen Platz mit guter Sicht zum Westhorizont - also ohne Bebauung - zu wählen. Dort leuchtet der Abendstern, der helle Planet Venus. Streckt man den Arm aus, liegt der Komet Tsuchinshan-Atlas gut zwei Fäuste rechts der Venus, wie Uwe Pilz erklärt. Ein mögliches Maß sei auch der Abstand zwischen Daumen und Kleinfinger der weit gespreizten Hand. "Der Arm muss gerade gehalten werden, also so weit vom Auge weg, wie es geht."
Kometen-Fotos: Das Smartphone reicht
Ist der Komet da und es ist dunkel genug, braucht man keine große Kamera und kein Stativ: Bei modernen Smartphones reicht bereits der Nachtmodus, so Frank Lungenstraß. Einfach an eine Tischkante angelehnt, kann man gute Weitwinkelaufnahmen machen, bei denen man den Schweif des Kometen erkennen kann. Bei Handys ohne Nachtmodus braucht man ein Stativ, um ein Foto mit Langzeitbelichtung zu machen. Oder man fixiert das Gerät und nutzt den Selbstauslösemodus für unverwackelte Fotos.
Was macht Tsuchinshan-Atlas so besonders?
Tsuchinshan-Atlas, auch bekannt als C/2023 A3, bewegt sich seit sehr langer Zeit auf die Sonne zu. Astronomen entdeckten ihn im Januar 2023 als winzigen Fleck in großen Teleskopen. Nachdem er am 27. September 2024 die Sonne passiert hat, kommt er der Erde am 12. Oktober bis auf etwa 70 Millionen Kilometer nahe - das entspricht knapp der halben Entfernung der Erde zur Sonne.
Der Kern von Tsuchinshan-Atlas ist eine Art schmutziger, einige Kilometer messender Eisklumpen. Der Komet stammt aus der Oortschen Wolke, einer Ansammlung von Objekten am Rand unseres Sonnensystems. Durch die Wärme der Sonne verdampft ein Teil des Eises, der entstehende Dunst aus sonnenbeschienenem Staub und fluoreszierendem Gas bildet den sichtbaren Kometenkopf und den Schweif, der viele Millionen Kilometer lang sein kann. (dpa/bearbeitet von sbi)
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