Astronomen haben mit dem Exoplaneten LHS 1140b eine neue "Super-Erde" entdeckt. Bislang gehen sie davon aus, dass auf dem Himmelskörper die Voraussetzungen für Leben gegeben sind. Ob das auch tatsächlich der Fall ist, muss allerdings noch herausgefunden werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Was ist eine Super-Erde?
Als "Super-Erden" bezeichnen Astronomen Gesteinsplaneten, die größer sind als die Erde. Zudem besitzen sie deutlich mehr Masse als unser Heimatplanet, sie sind aber nicht so groß und schwer wie der Gasplanet Uranus in unserem Sonnensystem.
Wie viele Super-Erden und Exoplaneten sind derzeit bekannt?
Gegenwärtig listet der Katalog der potenziell bewohnbaren Exoplaneten rund 50 Kandidaten auf, davon etwa 20 erdgroße und 30 "Super-Erden". Insgesamt haben Astronomen bereits die Existenz von mehr als 3.600 Exoplaneten in der Milchstraße nachgewiesen.
Wo liegt die neue Super-Erde?
Der neu entdeckte Exoplanet mit dem Namen LHS 1140b umkreist sein Zentralgestirn im Sternbild Walfisch (Cetus). Er hat einen Durchmesser von rund 18.000 Kilometern – ist damit rund 1,4 Mal größer als die Erde – und besitzt siebenmal mehr Masse als unser Heimatplanet. Deswegen gehen die Astronomen davon aus, dass es sich um einen Gesteinsplaneten mit einem dichten Eisenkern handelt. Der Exoplanet umkreist seinen Stern sehr nahe, ein Umlauf dauert nur 25 Tage. Sein Alter wird auf mindestens fünf Milliarden Jahre geschätzt.
Der Mutterstern mit dem Namen LHS 1140 ist ein sogenannter roter Zwergstern. Er ist nur ein Fünftel so groß wie unsere Sonne und wesentlich lichtschwächer. Dadurch erhält die Super-Erde nur halb so viel Licht wie die Erde. Im Vergleich zu anderen ähnlich massearmen Sternen dreht sich das Gestirn langsamer und sendet weniger hochenergetische Strahlung aus. Darin sehen die Astronomen einen Vorteil: So könnte die Super-Erde ihre Atmosphäre, wenn diese vorhanden ist, gehalten haben.
Wie wurde der LHS 1140b entdeckt?
Zieht ein Exoplanet vor seiner Sonne vorbei, verursacht er eine Art "Mini-Sonnenfinsternis". Ein Teil des Sternenlichts wird von dem Planeten blockiert, die gemessene Helligkeit des Sterns nimmt ab. Diesen Effekt machten sich die Astronomen zunutze. Durch weitere Untersuchungen war es möglich, die Umlaufbahn und die Masse des Planeten zu ermitteln.
Wie weit ist der Exoplanet von uns entfernt?
LHS 1140b zieht 40 Lichtjahre von der Erde entfernt seine Bahnen. Damit ist es mit heutiger Spitzentechnologie unmöglich, dass ihn ein Mensch jemals besucht. Ein Lichtjahr ist die Strecke, welche das Licht in einem Jahr zurücklegt. Bei einer Geschwindigkeit von rund 300.000 Kilometern pro Sekunde legt ein Lichtstrahl im Jahr knapp neuneinhalb Billionen Kilometer zurück.
Zum Vergleich: Das bislang am weitesten von der Erde entfernte von Menschenhand erschaffene Objekt ist die Raumsonde Voyager 1. Sie fliegt mit rund 67.000 Kilometern pro Stunde durchs All und hat bislang eine Strecke von über 20 Milliarden Kilometern zurückgelegt (Stand Dezember 2015). Damit hat sie gerade erst unser Sonnensystem verlassen. Um die neue Super-Erde zu erreichen, müsste sie mit ihrer jetzigen Geschwindigkeit circa weitere 645.000 Jahre fliegen.
Warum könnte es auf LHS 1140b Leben geben?
Der Exoplanet liegt in der sogenannten habitablen Zone um seinen Mutterstern. Nur ein Planet in dieser Zone bietet die richtigen Voraussetzungen für flüssiges Wasser, da es weder zu warm noch zu kalt ist. Das Wasser verdampft und gefriert also nicht.
Zudem hoffen die Astronomen, dass LHS 1140b eine Atmosphäre besitzt. Diese kann von der Erde aus mit Teleskopen beobachtet und weiter analysiert werden, da sich der Planet in regelmäßigen Abständen vor seine Sonne schiebt. Der Stern beleuchtet dabei den Planeten von hinten und durchleuchtet auch die vielleicht vorhandene Atmosphäre. Dadurch verändert sich das Licht, welches auf der Erde aufgefangen werden kann. Diese Veränderungen lassen Rückschlüsse auf die etwaige Zusammensetzung der außerirdischen Gashülle zu.
Wie geht es nun weiter?
Astronomen wollen in der Zukunft zunächst das Hubble-Weltraumteleskop auf den Planeten richten. Damit soll festgestellt werden, wie viel hochenergetische Strahlung den Himmelskörper trifft. Dadurch sind Rückschlüsse möglich, ob sich Leben auf dem Planeten hätte entwickeln können. Träfe zu viel Strahlung auf LHS 1140b auf, würde das Wasser aus der Atmosphäre verdampfen.
Wenn in Zukunft neue Teleskope wie das Extremely Large Telescope der ESO in Betrieb genommen werden, können Astronomen die Atmosphären von Exoplaneten voraussichtlich genauer untersuchen - LHS 1140b wird dann mit Sicherheit dazugehören.
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