Die Betonherstellung hat einen erheblichen Anteil am CO2-Ausstoß der Industrie. Der Bedarf an dem Material allerdings ist riesig. Forscher haben daher nun einen umweltschonenderen Baustoff entwickelt: "lebenden" Beton.
Häuser, Straßen, Brücken, Tunnel – überall in unserem Alltag wird Beton verwendet. Der Absatz ist dementsprechend hoch: Laut der Umweltorganisation WWF werden in Deutschland jährlich etwa 27,5 Millionen Tonnen Zement, den man für die Herstellung von Beton benötigt, verbraucht. Zement steht allerdings in der Kritik, da bei der Herstellung viel CO2 ausgestoßen wird.
Forscher haben daher nun eine Alternative entwickelt: "lebenden" Beton. Eine Gruppe von Forschern rund um Chelsea Heveran und Wil Srubar von der University of Colorado Boulder ist es gelungen, aus Gelatine, Sand und Bakterien ein Material herzustellen, das ähnlich stabil wie Beton ist, aber mehr Vorteile besitzt.
Die Bakterien der Art Synechococcus werden dabei in ein Gerüst aus Gelatine und Sand gegeben. Das von den Mikroorganismen ausgestoßene Calciumcarbonat mineralisiert die Gelatine und der Sand wird gebunden. Wenn man das Gemisch nun dehydriert, wird es sehr hart - ähnlich wie Beton eben.
"Lebender" Beton kann sich vermehren
Besonders daran ist, dass man diese Prozedur nicht jedes Mal von Neuem durchführen muss, wenn man mehr benötigt. Teilt man die Masse während der Herstellung, wachsen die Bakterienkulturen weiter. Aus einem Ur-"Stein" können so acht weitere entstehen. Nur Sand und Gelatine müssen hinzugefügt werden, damit neue "Steine" entstehen können.
Den Forschern zufolge hat das "lebende" Baumaterial noch andere Vorteile. Schon zuvor wurde damit experimentiert, herkömmlichem Beton Bakterien hinzuzufügen, die dann beispielsweise Risse reparieren sollen. Die Forscher erhoffen sich ein gutes Ergebnis, wenn sie solche Modifizierungen beim "lebenden" Beton anwenden.
CO2-sparende Methode
Der neue Baustoff soll auch weit umweltfreundlicher sein als Beton. Denn bei der Herstellung von Zement entsteht sehr viel CO2. "Durch die deutsche Industrie wurden 2017 193 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen, wovon 20,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente auf die Zementproduktion zurückzuführen sind", heißt es laut WWF.
Bis der "lebende" Beton im Alltag verwendet werden kann, wird es aber vermutlich noch länger dauern. (awa)
Verwendete Quellen:
- New Scientist: "Living 'concrete' made from bacteria used to create replicating bricks"
- AAAS Science: "'Frankenstein' material can self-heal, reproduce"
- Matter: "Biomineralization and Successive Regeneration of Engineered Living Building Materials"
- University of Colorado Boulder CU Boulder Today: "Building materials come alive with help from bacteria"
- WWF: "Klimaschutz in der Beton- und Zementindustrie - Hintergrund und Handlungsoptionen"
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