Rosalind Franklin, Lise Meitner, Jocelyn Bell Burnell – alle diese Frauen prägten die Wissenschaft. Und sie alle haben etwas gemeinsam: Die Anerkennung für ihre Entdeckungen ging an männliche Kollegen. Dieses Muster hat einen Namen: Matilda-Effekt.

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Im Jahr 1962 erhielten James Watson, Francis Crick und Maurice Wilkins den Nobelpreis für die Entdeckung der DNA-Struktur. Ihre Forschung beruhte wesentlich auf den Arbeiten der britischen Chemikerin Rosalind Franklin, deren Röntgenbilder die Männer ohne ihre Erlaubnis nutzten. In ihren Reden erwähnten weder die drei Preisträger noch das Nobelkomitee Franklins Beitrag.

Mit diesem Schicksal ist Rosalind Franklin nicht allein. Die Geschichte der Wissenschaft ist geprägt von bahnbrechenden Entdeckungen – doch nicht immer wurden die richtigen Personen dafür gewürdigt. Ein Phänomen, das bis heute existiert: der sogenannte Matilda-Effekt. Dieser beschreibt, wie Frauen in der Forschung systematisch übersehen oder ihre Leistungen männlichen Kollegen zugeschrieben werden.

Die Wurzeln des Matilda-Effekts: Ein Blick in die Geschichte

Matilda Joslyn Gage
Matilda Joslyn Gage war US-amerikanische Frauenrechtlerin und Menschenrechtsaktivistin. Nach ihr wurde der Matilda-Effekt benannt. © picture-alliance/newscom/Picture History/Mathew Brady

Der Matilda-Effekt geht auf die US-amerikanische Frauenrechtlerin Matilda Joslyn Gage zurück. Sie wies Ende des 19. Jahrhunderts als Erste darauf hin, dass wissenschaftliche Beiträge von Frauen oft ignoriert oder Männern zugeschrieben wurden. Zudem kritisierte sie die weit verbreitete Ansicht, dass Frauen keine wissenschaftlichen Talente hätten.

1993 benannte schließlich die Historikerin Margaret Rossiter den Matilda-Effekt nach der Frauenrechtlerin, um die systematische Missachtung weiblicher Leistungen in der Wissenschaft zu beschreiben.

Der Matilda-Effekt ist eng mit dem Matthäus-Effekt verbunden, der besagt: Wer bereits Ansehen genießt, erhält umso mehr Anerkennung – während weniger bekannte Personen übersehen werden. Da Frauen in der Wissenschaft lange systematisch benachteiligt wurden, führte das dazu, dass ihre Errungenschaften oft in Vergessenheit gerieten oder von männlichen Kollegen vereinnahmt wurden.

Wie Frauen systematisch übergangen wurden – und werden

Ähnlich wie Rosalind Franklin erging es auch der Astrophysikerin Jocelyn Bell Burnell: Sie entdeckte 1967 die ersten Pulsare, schnell rotierende und stark magnetisierte Neutronensterne – eine bahnbrechende Erkenntnis. Doch der Nobelpreis ging 1974 ausschließlich an ihren Doktorvater Antony Hewish und den damaligen Institutsleiter Martin Ryle.

Ein weiteres Beispiel für den Matilda-Effekt ist Lise Meitner: Die Entdeckung der Kernspaltung führte 1944 zur Verleihung des Nobelpreises – aber nur an Otto Hahn. Dabei war die Physikerin Lise Meitner maßgeblich an der theoretischen Erklärung beteiligt. Ihre Arbeit wurde allerdings nicht gewürdigt. Auch in dem im Sommer 2023 erschienenen Film "Oppenheimer", der sich mit dem Bau der Atombombe befasst, fehlt Lise Meitner, obwohl ihre Forschung zur Kernspaltung eine entscheidende Grundlage für das Projekt lieferte.

Darüber hinaus zeigen Studien, dass wissenschaftliche Arbeiten von Frauen seltener zitiert werden - die Quote ist 40 Prozent niedriger. Obwohl Frauen in der Wissenschaft heutzutage zwar mehr Anerkennung erfahren als früher, existiert der Matilda-Effekt demnach noch immer.

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Verwendete Quellen