Wasser ist unser Lebenselixier. Ohne Flüssigkeitszufuhr sterben wir binnen weniger Tage. Doch inzwischen ist Wasser in den wohlhabenden Ländern der Welt auch zum Lifestyle-Produkt geworden. "Angereichert mit extra vielen Mineralien" soll es besonders gesund sein. Aber ist teures Flaschenwasser wirklich besser als unser Leitungswasser?
Mit einem Wasser aus der Tiefsee will Danone beim gesundheitsbewussten Kunden punkten. Deshalb hat der französische Getränke- und Lebensmittelkonzern 2017 in das junge Unternehmen "Kona Deep" aus Hawaii investiert.
Dieses fördert Wasser aus dem Ozeanboden, das angeblich besonders viele Elektrolyte und Spurenelemente enthält. Auf seiner Firmenseite wirbt "Kona Deep" damit, dass das Wasser ursprünglich von geschmolzenen Gletschern in Grönland und Island stammt und dann ins Meer geflossen sei.
In den Regalen der Industrienationen wird sich das "Superwasser" aus der Plastikflasche den hart umkämpften Platz mit anderen hochpreisigen "Premium"-Wassern teilen müssen. Wasser, das norwegischen Gletschern entspringt, konkurriert beispielsweise mit Wasser von den Fidschi-Inseln, mit Wasser, das mit Vitaminen angereichert wurde, und mit Wasser, welchem eigens Sauerstoff zugesetzt wurde.
Gesünder als Leitungswasser?
Hat der Verbraucher einen Vorteil vom Erwerb dieser speziellen Mineralwässer? "Nein, absolut nicht", ist sich Philip Heldt von der Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen sicher. "Diese angeblich so besonderen Mineralwässer haben gegenüber Leitungswasser keinen nachgewiesenen besseren Nutzen für die Gesundheit", so der Experte. Und er betont: Die Qualität des Leitungswassers ist in Deutschland flächendeckend sehr gut.
"Es drängen sich zwar immer mehr "Premium"-Mineralwässer in den Markt, teilweise zu horrenden Preisen, aber wir sagen ganz klar, dass Leitungswasser von der Qualität her so gut ist, dass man es gut trinken kann. Nur wenn man Bleileitungen im Haus hat, sollte man aufpassen. Die sind allerdings vom Trinkwasserwert her auch gar nicht mehr erlaubt."
Die Grenzwerte für Leitungswasser seien so streng ausgelegt, dass man bedenkenlos mehrere Liter am Tag davon trinken könne, so Heldt.
Welches Wasser hat mehr Mineralien?
Die Mineralzusammensetzung von Wasser variiere dabei, je nachdem, welches Leitungswasser und welches Mineralwasser man trinke. "Es gibt Mineralwässer, die weniger Mineralien enthalten, als so manches Leitungswasser und umgekehrt", so Heldt.
"Wir sind nicht darauf angewiesen, ein besonderes Wasser, das mit einer als optimal beworbenen Mineralzusammensetzung wirbt, zu trinken", betont der Experte. Lediglich wenn der Arzt beispielsweise eine natriumarme Ernährung empfohlen oder einen Calciummangel festgestellt habe, empfehle sich, so Heldt, ein spezielles natriumarmes beziehungsweise calciumreiches Mineralwasser.
Von den sogenannten "Premium"-Mineralwässern hält der Experte nichts: "Diese "Premium"-Wassermarken sind eine pure Geldmacherei, hinter der kein Nutzwert steht. Im Vergleich zu einem günstigen Mineralwasser vom Discounter ist kein Unterschied feststellbar. Die Marketing-Strategen versuchen zwar zu begründen, warum das eine Wasser so viel besser ist, als das andere, aber das hat oft keinen fundierten Hintergrund."
Die ökologische Seite der Medaille
Laut der Nachrichtenagentur Reuters wird das Wasser von "Kona Deep" in circa 915 Metern Tiefe am Meeresboden vor Hawaii mit einer speziellen Röhre gewonnen, per "Umkehrosmose" entsalzt - und dann in Plastikflaschen abgepackt, um schließlich zu einem stolzen Preis verkauft zu werden.
Die Gewinnung des Wassers beinhaltet demnach ein energieaufwändiges Verfahren. Hinzukommen lange Transportwege und nicht zuletzt der Gebrauch von Plastikflaschen. All dies wirkt sich negativ auf die Ökobilanz des Produkts aus.
"Generell ist es ökologisch vorteilhaft ein Mineralwasser aus der Region zu kaufen. Mineralwasser aus Frankreich oder gar von den Fidschi-Inseln zu importieren schadet der Umwelt und dem Geldbeutel", so Heldt.
Wie dekadent das Geschäft mit dem Wasser wirklich ist, wird einem bewusst, wenn man bedenkt, dass Millionen Menschen weltweit noch immer keinen gesicherten Zugang zu Trinkwasser haben. Das geht aus einem aktuellen Bericht von UNICEF hervor.
Wir hingegen bekommen hochwertiges Leitungswasser frei Haus - und wissen es oftmals nicht zu schätzen.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.