Wer sein Lieblingsfoto gerne mehrere Tausend Jahre lang in DNA speichern möchte, kann es zur University of Washington schicken. Das Projekt "MemoriesInDNA" hat eine eigene Website zum Upload eingerichtet und medienwirksam ihren gleichnamigen Hashtag bekanntgegeben.
DNA gilt bei einigen Forschern als Speichermedium der Zukunft. Immer größere Datenmengen verlangen nach neuen Möglichkeiten, sie zu verarbeiten und zu lagern. Heutige Datenträger arbeiten mit einer Kodierung in Einsen und Nullen, jegliche Information wird durch Reihenfolgen dieser zwei Ziffern verschlüsselt und festgehalten.
DNA hat als Speichermedium unter anderem den Vorteil, dass sie statt nur zwei gleich vier grundlegende Informationseinheiten besitzt: Ihre Bausteine sind G, A, T und C - Guanin, Adenin, Thymin und Cytosin.
Aus diesen organischen Basen, die auch die Grundlage menschlicher Erbinformationen sind, lässt sich Desoxyribonukleinsäure, also DNA synthetisieren, und genau das wollen Luis Ceze und sein Team an der University of Washington tun.
Allerdings soll die synthetisierte DNA statt Genen die Daten von 10.000 Bildern enthalten. Bilder, die dem Forscherteam jeder zusenden kann, der einen Internetzugang hat.
Erinnerungsfotos in DNA
Ob Luis Ceze hinter den Kulissen bereits in Katzenfotos und Rick-Astley-Memes erstickt, ist leider für den gewöhnlichen Internetnutzer nicht nachzuvollziehen, aber zumindest auf Twitter sind unter dem Hashtag #MemoriesInDNA schon die ersten Erinnerungsfotos eingegangen, die - noch ein Vorteil von DNA - für Jahrtausende gespeichert werden könnten.
Das organische Material hält sich nämlich sehr viel länger als konventionelle Datenspeicher.
Erste Schritte zur molekularen Informatik
Das von Usern bereitgestellte Bilder-Datenmaterial soll allerdings nicht nur in DNA gespeichert werden - der erhoffte wissenschaftliche Mehrwert der Aktion besteht letztendlich darin, Wege zu finden, wie die gespeicherten Bilder gesucht, wieder ausgelesen und sogar direkt in DNA weiterverarbeitet werden können.
Bislang ist das noch nicht möglich - es wäre aber ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zu einer molekularen Plattform für Datenverarbeitung.
DNA-Bilddaten suchen und finden
Wenn es nach Ceze geht, werden nicht nur die Bilder in DNA kodiert, sondern auch gleich die Suchanfrage. Dafür wird eine eigene DNA-Sequenz synthetisiert, die beispielsweise Bild-Informationen wie Linien, Kurven und Farben von Flächen enthält. Eine Suche nach großen blauen Flächen würde vermutlich Strandfotos ausspucken.
Außerdem wird die Suchanfrage mit magnetischen Nanopartikeln versehen, bevor sie in ein Reagenzgläschen getropft wird, das ein paar Milliliter einer speziellen Flüssigkeit enthält, in dem die 10.000 gespeicherten Bilder "schwimmen".
Korrespondiert die DNA-Sequenz der Suchanfrage nun mit der DNA-Sequenz der Bilddaten, heften sie sich aneinander und die entsprechenden Bilder könnten mit einem Magneten "herausgefischt" werden. Danach wandern die DNA-Bilddaten in den Dekodierer und voilà: Der brillentragende Hund ist wieder sichtbar.
Klingt nach Zukunftsmusik? Ist es auch. Aber sie findet durch die Methode der Datenbeschaffung zumindest ein wenig Gehör in den sozialen Medien.
Fördergelder für die Forschung an molekularer Informatik gibt es bereits von prominenter Stelle: Eine Behörde des US-Verteidigungsministerium unterstützt mehrere Teams, die sich mit Datenspeicherung in DNA befassen.
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