Bei den Top 10 der prägenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Jahres im Magazin "Nature" gibt es diesmal elf Einträge. Aufgenommen wurde zusätzlich jemand, der die Nachrichten dominierte und nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Gesellschaft beeinflusst - aber kein Mensch ist.
Alljährlich präsentiert das Wissenschaftsjournal "Nature" eine Top 10 maßgebender Forscherinnen und Forscher des Jahres. Diesmal findet sich dort erstmals jemand, der gar kein Mensch ist: der KI-gestützte Chatbot ChatGPT. "ChatGPT hat dieses Jahr die Nachrichten dominiert und sein Einfluss ist in der gesamten Wissenschaft - und in der Gesellschaft - zu spüren", sagte Richard Monastersky, der Chefredakteur von "Nature". Da daneben zehn Menschen gelistet sind, handelt es sich in diesem Jahr eigentlich um eine Top 11.
Man habe sich entschlossen, ChatGPT zusätzlich aufzunehmen, "um die tiefgreifende Art und Weise zu würdigen, in der generative künstliche Intelligenz die Entwicklung und den Fortschritt der Wissenschaft verändert", so Monastersky. In einem Beitrag in "Nature" hieß es zu ChatGPT: "Er hat wissenschaftliche Arbeiten mitverfasst - manchmal heimlich. Er entwarf Entwürfe für Präsentationen, Förderanträge und Lehrveranstaltungen, erstellte Computercodes und diente als Resonanzboden für Forschungsideen."
Zugleich habe ChatGPT allerdings auch Referenzen und Fakten erfunden sowie Hassreden ausgespuckt. "Vor allem aber hat er die Fantasie der Menschen angeregt." Noch sei unklar, welche Möglichkeiten aus ChatGPT-ähnlichen Systemen künftig resultierten, hieß es auch. "Aber die Revolution generativer KI hat begonnen. Und es gibt kein Zurück mehr."
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Mondsonde, Kernfusion und Mäuseväter
"Nature" hob auch hervor, dass mehrere Forschende auf der Liste Teil von Teams waren, also gemeinsam mit anderen wichtige Meilensteine erreichten. Zu den Experten, die die Wissenschaft im Jahr 2023 prägten, zählt das Fachmagazin Kalpana Kalahasti, stellvertretende Projektleiterin der "Chandrayaan-3"-Mission der indischen Raumfahrtbehörde. Mit der Sonde war im August die erste erfolgreiche Landung Indiens auf dem Mond gelungen.
Berücksichtigt wurde auch die Physikerin Annie Kritcher, leitende Konstrukteurin an der US-amerikanischen National Ignition Facility. Dort war es Anfang Dezember 2022 erstmals gelungen, bei einer Kernfusion mehr Energie zu gewinnen als per Laser direkt hineingesteckt wurde.
Erstmals Mäusewelpen aus den Zellen zweier männlicher Mäuse zu erzeugen, gelang dem Team des Entwicklungsbiologen Katsuhiko Hayashi von der japanischen Universität Osaka. Für die Mäuse mit zwei biologischen Vätern waren Hautzellen männlicher Tiere in Eizellen umgewandelt worden, die mit Spermien anderer Männchen befruchtet wurden.
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KI-Pionier und Top-Mediziner
Als Pionier der künstlichen Intelligenz wurde Ilya Sutskever, Chefwissenschaftler des Unternehmens OpenAI, in die "Nature"-Liste aufgenommen. Er habe eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von ChatGPT und den Sprachmodellen gehabt, auf denen der Chatbot basiert.
In der Liste zu finden sind zudem der Mediziner Halidou Tinto, der in Burkina Faso klinische Studien zur Zulassung eines Malaria-Impfstoffs leitete, der Londoner Krebsforscher Thomas Powles, dessen Team Fortschritte bei der Behandlung bestimmter Krebsarten erreichte, sowie die Biochemikerin Svetlana Mojsov, die eine entscheidende Rolle bei der Entdeckung des Hormons GLP-1 spielte, das neuen Medikamenten gegen Fettleibigkeit zugrunde liegt.
Fehler aufgedeckt
"Nature" berücksichtigte auch einen Forscher, der Fehler in einem scheinbar verblüffenden Ergebnis aufzudecken half: den Physiker James Hamlin von der University of Florida, der auf Ungereimtheiten in einer Anfang 2023 vorgestellten Studie zur Supraleitung bei Raumtemperatur hingewiesen habe. Die Studie wurde inzwischen zurückgezogen.
Mit in die Top 10 aufgenommen wurden zudem zwei Frauen, die selbst nicht forschen: Brasiliens Umweltministerin Marina Silva für Maßnahmen gegen die Abholzung im Amazonasgebiet sowie Eleni Myrivili, die bei den Vereinten Nationen Länder bei der Vorbereitung auf zerstörerische Auswirkungen des Klimawandels unterstützt. (dpa/cze)
Verwendete Quellen
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