Müde, gereizt und leistungsschwach: Schlechter oder zu kurzer Schlaf kann das Wohlbefinden beeinträchtigen. Das hat wohl jeder schon einmal erlebt. Doch was passiert mit dem Körper, wenn ihm Schlaf komplett entzogen wird? Wir haben mit Schlaf-Experten darüber gesprochen.

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Ein längerer Verzicht auf wohltuenden Schlaf hat körperliche und geistige Auswirkungen auf den menschlichen Organismus. Neben klassischen Müdigkeits-Symptomen wie verminderte Aufmerksamkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Gähnen oder Reizbarkeit, sind bei längerem Schlafentzug unter anderem auch Betrunkenheitssymptome oder Halluzinationen möglich. Bei einigen Menschen können sogar schwere psychische Störungen wie bei einer Psychose auftreten.

Holger Hein, Somnologe und Geschäftsführender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin erklärt im Gespräch mit unserer Redaktion, dass bei Schlafmangel das Denken und auch die Lernfähigkeit des Gehirns beeinträchtigt werden: "Das Gehirn wird beim Schlafen gereinigt, man könnte sagen durchgespült. Im Tiefschlaf werden am Tag erlernte Dinge abgespeichert, im Leichtschlaf unwichtige Erinnerungen gelöscht. Wenn der Schlaf entfällt, gibt es kein 'klar Schiff', und es lagert sich vieles im Gehirn ab, die unwichtigen Dinge des Tages überlasten es sozusagen", erklärt der Schlaf-Experte. Klares Denken fällt dann immer schwerer.

Auch ein geschwächtes Immunsystem gehört zu den Folgen unzureichenden Schlafs. "Wichtig ist, dass das Immunsystem im Tiefschlaf intensiver arbeitet. Wer regelmäßig zu wenig schläft, ist deshalb infektanfälliger", sagt Hein.

TV-Experiment "Wer schläft, verliert"

Was mit dem Körper passiert, wenn er überdurchschnittlich lange wach gehalten wird, möchte auch die Fernseh-Show "Wer schläft, verliert" (Samstag, den 14. März, 20:15 Uhr auf Pro Sieben) herausfinden. Prominente Kandidaten treten dabei nach 60 Stunden Schlafentzug in Geschicklichkeits- und Aufmerksamkeitsspielen gegeneinander an.

"Man kann davon ausgehen, dass nach einem Schlafentzug von über 60 Stunden die Motorik der Kandidaten eingeschränkt sein wird, sie halluzinieren werden, ihre Aufmerksamkeit beeinträchtigt ist und sie möglicherweise frieren, zittern und über Schwindel klagen werden", sagt Jörg Günther, Facharzt für Schlafmedizin am Klinikum Ernst von Bergmann in Potsdam.

Ob ein Schlafentzug von zweieinhalb Tagen gesundheitsgefährdend sein kann, hängt individuell vom Gesundheitszustand der jeweiligen Person ab. Im Normalfall sollten die Kandidaten keine Langzeitfolgen befürchten müssen. "Ernste Gesundheitsgefährdungen können ab etwa 72 Stunden auftreten", sagt Günther.

Wachhalten mit Koffein

Viele Menschen greifen zum Wachmacher Koffein, wenn sie aus bestimmten Gründen auch trotz starker Müdigkeit wach bleiben müssen. Doch der erweckende Effekt ist oft nur von kurzer Dauer und verbessert die Konzentration nicht wirklich. "Wenn der Schlafdrang kommt, ist er da. Da hilft auch Kaffee nicht wirklich weiter", sagt Hein.

Statt immer mehr koffeinhaltige Getränke wie Kaffee oder Energydrinks zu sich zu nehmen, sollte man auf seinen Körper hören und sich eine Ruhepause gönnen. Wie viel Koffein eine Person verträgt, ist nämlich individuell verschieden. Wer es mit der Koffein-Zufuhr übertreibt, gefährdet seine Gesundheit und riskiert sogar sein Leben.

"Anzeichen einer Überdosis können Kopfschmerzen, Nervosität, Herz-Rhythmusstörungen, Übelkeit und Erbrechen sein. Die durchschnittliche tödliche Dosis beträgt etwa 10 Gramm Koffein im Blut, das ist aber individuell vom Menschen abhängig", sagt der Facharzt aus Potsdam.

Schlafentzug als Foltermethode

Schlafentzug wird völkerrechtlich auch als Foltermethode betrachtet und verurteilt. Opfer werden dabei länger als 96 Stunden durch beispielsweise eine Bestrahlung mit Licht, laute Geräusche oder das Verharren in unbequemen Positionen am Schlafen gehindert.

Sie verlieren ihre Widerstandskraft, sind nicht mehr in der Lage, klar zu denken und bestimmte Aussagen können erpresst werden. Das Tragische daran: "Diese Folter hinterlässt in der Regel keine nachweisbaren Spuren am Körper des Opfers oder sicher nachweisbare psychische Folgeschäden", sagt Günther.

Quellen:

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