Die Zeitumstellung beschäftigt zweimal im Jahr die Europäer. Das sorgt bei vielen für Unmut, denn nicht wenige Bürger wollen die Zeitumstellung abschaffen.
Die EU-Kommission prüft Forderungen nach einer Abschaffung der Zeitumstellung. Bis 16. August konnten Europäer an der oben verlinkten Umfrage teilnehmen und entscheiden, ob die Uhren künftig nicht mehr umgestellt werden sollten. Wie es nach der Umfrage weitergeht, lesen Sie unter diesem Link.
Im Februar hatte bereits das EU-Parlament in Straßburg über einen Antrag zur Abschaffung der Sommerzeit abgestimmt. Die meisten Abgeordneten, nämlich 384, sprachen sich für eine Abschaffung aus, 154 dagegen.
Kritiker der Zeitumstellung bemängelten, dass das Drehen an der Uhr nicht wie erhofft Energie einspare, sondern eher gesundheitliche Probleme hervorrufe.
Einheitlichkeit des Prozederes des Zeitumstellung
So hatte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) bereits im vergangenen Oktober angekündigt, seinen Kampf gegen die Zeitumstellung fortzuführen.
Jens Simon, Sprecher der Physikalisch-Technische Bundesanstalt, die seit Wiedereinführung 1980 für den reibungslosen Ablauf der Zeitumstellung in Deutschland sorgt, argumentiert mit der Einheitlichkeit des Prozederes.
Er verweist auf Regionen, in denen das nicht der Fall sei. "In den USA machen die Bundesstaaten Arizona und Hawaii nicht mit und in Australien wird in einer von drei Zeitzonen nicht umgestellt", so Simon.
Im Rahmen der gescheiterten Sondierung über eine Jamaika-Koalition nach der Bundestagswahl hatte auch die FDP angekündigt, sich für eine Abschaffung der Zeitumstellung einzusetzen.
"Zwar macht die Abschaffung nur dann Sinn, wenn andere Länder der EU auch mitmachen", hatte damals Präsidiumsmitglied Michael Theurer erklärt. Doch "eine deutsche Regierung, die das Vorhaben entschlossen vorantreibt, kann dann auch auf europäischer Ebene überzeugen".
Diesem Vorhaben hat sich EU-Parlamentarier Dieter Koch verschrieben. Der CDU-Politiker verweist vor allem auf die negativen gesundheitlichen Folgen, die sich durch die Umstellung auf Sommerzeit für viele Menschen ergeben würden.
Gründe für die Zeitumstellung
"Gut 20 Prozent der Bürger leiden maßgeblich unter der Zeitumstellung im März und im Oktober jeden Jahres. Etwa 80 Prozent der Bevölkerung ist es egal. Doch Ärzte, Psychologen und Selbsthilfegruppen von schlafgestörten Menschen bestätigen die negativen Auswirkungen auf Menschen, ob diese sie empfinden oder nicht", heißt es in einer offiziellen Erklärung Kochs.
Hier aber setzt sein Partei-Kollege Werner Langen an. Er verweist explizit auf die 80 Prozent der Deutschen, die mit der Zeitumstellung kein Problem hätten: "Für mich ist es unvorstellbar, dass sich die schweigende Mehrheit in Deutschland von einigen wenigen Ideologen so beeinflussen lässt", zitiert ihn "Tagesschau.de".
Koch hält dagegen, wenn 80 Prozent der Bevölkerung die Zeitumstellung egal sei, dann könne man sie ja auch ohne Probleme aus Rücksicht vor den 20 Prozent abschaffen, denen sie aus gesundheitlichen Gründen nicht egal sei.
Dem widerspricht Langen, verteidigt dabei gar nicht einmal das überholte Energiespar-Argument, sondern führt die längere Tageslichtdauer an - dass es also abends länger hell bleibe: "Sonnenschein ist gesund", so Langen.
Nicht Sommerzeit abschaffen, sondern Winterzeit?
"Künstliches Licht hat nur ein Prozent der heilenden Wirkung wie die Sonne selbst. Das wird hier alles unter den Tisch gekehrt, weil man nicht in der Lage ist, zwei Mal im Jahr die Zeit um eine Stunde zu ändern."
Hier könnte jedoch die Abschaffung der sogenannten "Normalzeit" - also der Winterzeit - anstelle der Sommerzeit Abhilfe schaffen.
Dieter Koch bleibt jedenfalls hartnäckig und verweist auf eine enorme Resonanz an Bürgeranfragen, die ihn zu dem Thema erreicht hätten. Es gehe schließlich bei der Abschaffung der Zeitumstellung auch um die Folgen im Beruf.
Folgen für Berufstätige, Kinder und auch Tiere
"Zum Beispiel diejenigen, die Flugzeiten umstellen, Flugzeuge umleiten müssen oder bei der Bahn arbeiten und überall dort, wo es technische Probleme gibt", so Koch. "Von den Landwirten und ihren Tieren oder Eltern mit Kindern mal ganz zu schweigen."
Die konträren Standpunkte der beiden Politiker zur Abschaffung der Sommerzeit werden zweifellos auch am heutigen Donnerstag in die Debatte zur Abstimmung im EU-Parlament einfließen.
Sollte das Votum dort zugunsten der Zeitumstellungsgegner ausfallen, wird das allerdings keine umgehenden Konsequenzen haben.
Schließlich müsste sich dann erst noch die EU-Kommission mit einer möglichen Abschaffung der Sommerzeit befassen und die Entscheidung in Einklang mit den EU-Mitgliedern bringen.
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