Selfies im Gym

Eine Frage der Ethik und Privatsphäre: Auch im Fitnessstudio gelten Regeln.
Inhaltsverzeichnis
1. Ein "Gymselfie": Was ist das?
2. Fitnessstudios zunehmend kritisch gegenüber Selfies
3. Privatsphäre und ethische Aspekte: Bitte beachten
4. Rechtliche Aspekte
5. Seien Sie achtsam und empathisch
6. Selfie-Knigge

Selfies zur Dokumentation des Alltags sind heute für alle Alters- und Bevölkerungsgruppen völlig normal, sie gehören einfach dazu. Gleichzeitig geraten sie aber auch immer häufiger in die Kritik. Dies gilt vor allem in bestimmten Kontexten wie z. B. an Kultstätten, heiligen Orten oder wenn Unbeteiligte unfreiwillig zum Fotoobjekt werden.

Keine Frage also, dass Handy-Selfies in verschiedenen Situationen als unangemessen angesehen werden. Die Frage ist jedoch, ob sie in informelleren und belebteren Umfeldern wie zum Beispiel im Fitnessstudio ok sind.

Sprechen wir also über "Gymselfies", Selfies, die in einem Fitnessstudio aufgenommen wurden.

1.Ein "Gymselfie": Was ist das?

Jeder, der schon einmal im Fitnessstudio war oder auf Social-Media-Plattformen wie Instagram unterwegs ist, hat sie bestimmt schon gesehen: Gymselfies. Die Selbstporträts aus dem Fitnessstudio sind in den sozialen Medien weit verbreitet.
Selfies im Fitnessstudio: Alles kein Problem?
Selfies im Fitnessstudio: Alles kein Problem?
Gymselfies sind besonders eng mit der Influencer-Kultur verbunden. Bei diesen Influencern ("Beeinflusser") handelt es sich um Personen, die sich sorgfältig eine Online-Persona aufgebaut haben. Sie sind Vorbilder für viele Menschen und haben häufig starken Einfluss auf deren Konsumverhalten, was das Phänomen des exzessiven Konsums fördern kann.

Auch in der Fitnessbranche gibt es eine Vielzahl von "Fitness-Influencern", die unter anderem Trainingsmotivationen oder Trainingstipps für ihr Millionenpublikum posten. Sie haben eine lange Geschichte auf Instagram, der Plattform, auf der die Fitness-Influencer ihren Ursprung haben.

Influencer, die Selfies aus dem Fitnessstudio posten, erhalten in der Regel viele Aufrufe und "Gefällt mir"-Angaben und können in einigen Fällen eine große Fangemeinde aufbauen. Die harte Währung unter den Influencern, denn: Je mehr Reichweite und Fans, desto eher nutzen Firmen sie als Werbeträger.

2. Fitnessstudios zunehmend kritisch gegenüber Selfies

Seit einiger Zeit wehren sich Fitnessstudios auf der ganzen Welt gegen den Einzug von Selfies und der Influencer-Kultur in ihre Räumlichkeiten. Mit folgenden Argumenten:

Sicherheits- und Datenschutzbedenken: Es gab bereits mehrere Fälle, in denen regelmäßige Fitnessstudiobesucher ohne ihre Zustimmung gefilmt wurden. Wurden die Selfies und Videos dann im Internet veröffentlicht, wurden sie beschimpft oder öffentlich lächerlich gemacht.

Das geht sogar so weit, dass solche Videos absichtlich so gedreht werden, dass die Personen in den Kommentaren beleidigt werden sollen und die Influencer dadurch in ein besseres Licht gerückt werden.

Ein weiteres Argument, das die Studios gegen Selfies ins Feld führen, ist das Verletzungsrisiko für die Kunden.
Weltweit haben mehrere Ketten die Verwendung von Stativen, die Stolperfallen darstellen können, verboten. Einige haben das Fotografieren und Filmen in ihren Fitnessstudios sogar gänzlich verboten

3. Privatsphäre und ethische Aspekte: Bitte beachten

Doch was ist jetzt so schlimm daran, ein schnelles Bild von sich selbst im Fitnessstudio zu machen? Schließlich ist das Fitnessstudio ein "öffentlicher Ort" für den man bezahlt, also warum nicht ein cooles Fitnessstudio-Selfie oder Trainingsvideo machen?

Bedenken Sie, dass das Internet auch ein grausamer Ort sein kann! Unter dem Deckmantel der Anonymität sind Leute viel eher dazu bereit verletzende oder herablassende Nachrichten zu veröffentlichen.

Nicht jeder, der ins Fitnessstudio geht, hat die Idealfigur. Oder aber, er oder sie startet neu, was dazu führen kann, dass Menschen ohne den angeblich "idealen" Körpertyp durch diese Posts mit den Fitness-Influencern verglichen und gemobbt werden können.
 
Wichtig! Bedenken Sie, dass Sie nicht allein im Fitnessstudio sind und dass andere ungewollt in Ihr Bild oder Video aufgenommen werden könnten.

4. Rechtliche Aspekte

Denn es kann schnell strafbar werden: In Deutschland gilt das Recht am Bild und Ton als besondere Ausprägung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts. Jede Person kann selbst bestimmen, ob und in welchem Zusammenhang Aufnahmen wie Fotos oder Videos von ihr veröffentlicht werden.

Außerdem erfüllt das Aufnehmen einer anderen Person ohne ihre Einwilligung den Straftatbestand des § 201 bzw. § 201a StGB. In diesen Fällen ist eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren bei Tonaufnahmen und bis zu zwei Jahren bei Bildaufnahmen vorgesehen.
 
Ebenfalls gut zu wissen: Insbesondere für Behörden, gewerbliche Fotografen und nicht journalistisch tätige Blogger und Influencer gilt die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO)! Das bedeutet, dass diese rechtlich dazu verpflichtet sind, Ihre persönlichen Daten zu schützen und Ihre Rechte zu wahren.

Aber keine Sorge: Die DSGVO gilt zum Beispiel nicht für Privatpersonen, die im persönlichen und familiären Kreis Aufnahmen tätigen. Bei der nächsten Familienfeier müssen Sie sich also keine Sorgen machen, demnächst vor Gericht zu landen

5. Seien Sie achtsam und empathisch

Generell ist es nicht verboten, sich im Fitnessstudio zu fotografieren oder zu filmen, es sei denn, das Fitnessstudio hat Regeln, die dies untersagen. Achten Sie aber auch auf die anderen Personen.

Wenn andere auf dem Foto zu sehen sind, machen Sie entweder ein neues Foto ohne die Personen im Hintergrund oder fragen Sie, ob Sie das Foto auch mit ihnen darauf veröffentlichen dürfen. Im Zweifel können Sie die Personen in der Nachbearbeitung auch aus dem Bild entfernen.

6. Selfie-Knigge

Wenn Sie filmen, weisen Sie andere darauf hin, dass Sie sich selbst filmen, wenn die Gefahr besteht, dass jemand im Bild zu sehen ist oder hineinlaufen könnte. Beachten Sie auch die Regeln Ihres Fitnessstudios für Videoaufnahmen.

Und wenn jemand auf Sie zukommt und Sie bittet, das Foto oder Video zu löschen, nehmen Sie die Bedenken ernst – nicht jeder will im Internet auffindbar sein, denn die meisten wollen einfach nur Sport treiben.

Kurzum: Wenn Sie vorhaben, Bilder von sich zu veröffentlichen, achten Sie darauf, dass niemand ungewollt oder unwissentlich in Ihrem Bild zu sehen ist!
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