Lernstrategien − ein kurzer Überblick
Bevor man sich über Lernstrategien Gedanken macht, stellt sich zunächst einmal die Frage: Wie lernen wir? Wie erwerben wir Wissen und Fertigkeiten in geistigen, körperlichen, charakterlichen oder auch sozialen Bereichen? Die Lernpsychologie untersucht die psychologischen Vorgänge des Lernens sowie "kognitive Prozesse", also wie Menschen und auch Tiere sich selbst und ihre Umwelt wahrnehmen und erkennen, wie sie Informationen aufnehmen, verarbeiten und behalten.
Aus den daraus resultierenden Erkenntnissen entstehen unter anderem diverse Lerntheorien. Man möchte das Lernen selbst ergründen und möglichst einfache Regeln dafür finden. Diese Annahmen und Modelle sollen Lehrenden und Lernenden dabei helfen, Wissen besser zu vermitteln oder einprägen zu können. Mit Hilfe von bestimmten Lernstrategien versucht man dann, das Lernen gezielt zu steuern. Man überlegt, wie man etwas am besten erlernen kann. Lernstrategien sind also Handlungspläne für einen optimalen und erfolgreichen Lernprozess. Hierbei hat jeder Mensch seine eigene Lernstrategie − je nachdem, was der Lernstoff erfordert, je nach Lernsituation oder individuellen Vorlieben. Wichtig zu wissen ist auch, dass Lernstrategien von jedem Menschen sowohl bewusst als auch unbewusst eingesetzt werden.
Grundsätzlich geht es also um die Art und Weise der Informationsaufnahme − über die Verarbeitung des Lernstoffes bis hin zur Speicherung im (Langzeit)Gedächtnis. Lernstrategien sollen dabei helfen, effizienter zu lernen, sich Wissen leichter anzueignen und zu verinnerlichen. Die dabei bewusst oder unbewusst gewählte Lernstrategie unterscheidet sich jedoch je nach Lernstoff, Situation und individuellem Lernstil.
Übrigens: Der Versuch, Menschen in bestimmte Lerntypen einzuteilen, um die jeweils passende Lernstrategie zum jeweiligen Lerntypus zu finden, ist äußert umstritten.
Es gibt unendlich viele Lernmethoden und Lernstrategien, die je nach individueller Vorliebe angewendet werden können. In der Lernstrategieforschung gibt es recht umfangreiche Klassifikationen von Lernstrategien.
Ein kurzer Überblick der bekanntesten kognitiven Lernstrategien:
"However beautiful the strategy, you should occasionally look at the results."
Frei übersetzt bedeutet dieses Zitat von Sir Winston Churchill: Wie schön die Strategie auch sein mag, gelegentlich sollte man sich die Ergebnisse ansehen. Es ist als von entscheidender Bedeutung, seine Lernstrategie auch immer wieder zu überprüfen und zu hinterfragen: Lerne ich mit der gewählten Lernmethode tatsächlich etwas oder wäre es auf eine andere Weise nicht doch (noch) besser? Hilft mir dieses Buch wirklich weiter oder nehme ich lieber an der Lerngruppe teil und diskutiere mit anderen über das Thema? Lernstrategien sollten je nach Lernziel eingesetzt und immer wieder neu ausprobiert und miteinander kombiniert werden. Die einzig wahre Lernstrategie gibt es genauso wenig wie einen (bestimmten) Lerntypen.
Egal, ob man lieber liest statt zu diskutieren, ob man eher auf visuelle Reize reagiert oder besonders gut durch zuhören lernt: Erfolgreiches Lernen hängt nicht nur von individuellen Voraussetzungen ab oder davon, wie neugierig man auf ein Thema ist. Schließlich eignet sich auch nicht jeder Lerninhalt dazu, spielerisch erfasst, über haptische Erfahrungen vermittelt oder durch visuelle Reize verdeutlicht zu werden. Wer sich langweilt, lernt nichts. Ohne Abwechslung beim Lernen, da sind sich wohl alle Pädagoginnen und Pädagogen einig, ist nachhaltige Wissensvermittlung kaum möglich. Und aufgepasst: Wer sich selbst auf einen bestimmten Lerntypen festlegt oder festlegen lässt, landet ggf. schnell in einer Sackgasse: Lernfrust statt Wissensdurst.
Motivation spielt beim Lernen eine ganz entscheidende Rolle! Ein Mensch, der nicht motiviert ist, lernt bekanntermaßen so gut wie nichts, zumindest nicht nachhaltig. Der Mensch ist von Natur aus darauf ausgerichtet seine Umwelt begreifen zu wollen. Das bedeutet, dass Lernen generell im Menschen veranlagt ist, ein konstanter Impuls, neue Informationen verarbeiten, einordnen und verstehen zu wollen. Lernen kann dabei nur angeregt und gefördert, jedoch nicht erzwungen oder verordnet werden. Daher ist beim Lernen die Motivation besonders wichtig. Es gibt zwei Arten der Motivation: intrinsische und extrinsische Motivation. Die Motivation, die aus einem Menschen selbst heraus kommt, ihm oder ihr innewohnt, nennt man intrinsische Motivation. Diese kann nur vom Lernenden selbst genährt und erhalten werden. Die extrinsische Motivation hingegen kommt von außen − durch Lob, Anerkennung, Belohnung und andere positive Verstärker. Obwohl die intrinsische Motivation als stärker bzw. machtvoller gilt, ist dennoch eine gesunde Mischung aus beidem wichtig, um bestmögliche Lernerfolge zu erzielen.
Wer nach der besten aller Lernstrategien sucht, sucht vergebens. Es bleibt sogar weiterhin ungeklärt, ob Lernerfolge überhaupt mit bestimmten Lernmethoden in Zusammenhang gebracht werden können. Egal, für welche Lernstrategie man sich entscheidet: Alle Strategien werden von vielen (subjektiven) Faktoren beeinflusst. Wie Menschen lernen, hängt unter anderem auch davon ab, welche individuellen Stärken und Schwächen sie haben, in welcher Umgebung sie lernen, wann sie lernen oder wie motiviert sie bei den einzelnen Themen sind. Wie wir am effektivsten und effizientesten lernen, ist also eine Momentaufnahme − und kann sich wieder ändern, sobald sich einzelne Faktoren verändern. Grundsätzlich gilt jedoch:
Lernstrategien sollten immer auf das jeweilige Lernziel ausgerichtet sein.